Als Experten für Manuskriptlektorat und Text müssen wir jederzeit erklären können, wie der Buchhandel die großen Genres definiert. Und das auf klare Weise, denn in der Einfachheit liegen Schönheit, Anregung und Erfolg.
WEILS ES PACKEND GESCHRIEBEN IST, IST ES EIN ROMAN?
„Wir haben unsere Erfahrungen in eine Geschichte gepackt, die viele Menschen bewegen wird“, erzählt mir ein Autorenduo in einer Videokonferenz.
„Spannend!“, sage ich. „Lesen Sie auch privat gern Sachbücher?“
Die beiden tauschen einen Blick. „Warum Sachbücher?“
„Ihr Projekt“, sage ich. „Ist das kein Sachbuch?“
„Nee, ein Roman.“
Ich forsche in den Gesichtern meiner Gesprächspartner. Sie wirken überzeugt. „Ein Roman, in dem Sie selbst auftreten und über Ihre Erfahrungen berichten?“
„Genau, aber wir berichten nicht. Es ist eine packende Geschichte, also ein Roman.“
Allmählich verstehe ich. „Und weil es packend ist, ist es ein Roman?“
Die beiden nicken.
„In einem Roman gibt es ausgedachte Figuren, die entweder wenig oder viel mit der Realität zu tun haben“, erkläre ich. „Ein Sachbuch wird von Menschen geschrieben, die sich als reale Person zu erkennen geben und gesellschaftliche Themen behandeln. Wenn Sie sich selbst zeigen mit Ihren gesellschaftsrelevanten Erfahrungen, ist es ein Sachbuch. Das Gute: Sachbücher können packender geschrieben sein als mancher Roman.“
„Aber wir schreiben nicht für Akademiker.“
„Das müssen Sie auch nicht. Wissenschaft findet im Fachbuch statt. Lassen Sie uns über Genres sprechen …“
FRISCHEN WIR UNSERE BEGRIFFE AUF!
- SACHBUCH: Reales Ich, gesellschaftlich relevantes Thema.
- ROMAN: Fiktive Figuren, die mehr oder weniger mit der Realität zu tun haben.
- RATGEBER: Praxisbezug, oft mit realem Ich des Autors.
- FACHBUCH: Für eine spezialisierte Leserschaft, oft ohne persönliches Ich.
Die Genres überschneiden sich oft. So könnten John Streleckys Ratgebergeschichten fast als Romane durchgehen. Dennoch sind diese Definitionen wichtig für die Orientierung und Vermarktung.
HOW IT ENDS: DAS ALTBEKANNTE AUFFRISCHEN!
Die Unkenntnis anderer ärgert mich nicht, im Gegenteil. Mir tut es gut, die Basics zu hinterfragen und Begriffe aufzufrischen.
Wie haltet ihr die Genres auseinander? Welche Definitionen kennt ihr, und wie kommt ihr mit ihnen zurecht?
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